Die Idee, Montag 19. August
Kurzfristig habe ich Helmut ĂŒber WhatsApp angeschrieben, ob er am Donnerstag 22. August Zeit und Lust habe, mit mir von Kandersteg ĂŒber den Gemmipass 2314m nach Leukerbad zu joggen. Seine Gegenfrage hat mich dann ĂŒberrascht, ob ich nicht auch noch den Freitag 23. August anhĂ€ngen wolle, dann von Leukerbad, ĂŒber den Restipass 2626m nach Goppenstein joggen und erst ab dort mit dem Zug zurĂŒck nach Hause fahren. Ich habe dann das Majinghorn 3054m ins Spiel gebracht, aber dieses Horn ist soweit wir wissen, nicht zu ĂŒberschreiten, und die Besteigung wĂ€re somit mit einem Hin- und RĂŒckweg verbunden. So haben wir uns provisorisch fĂŒr den Weg ĂŒber den Ferdenpass 2821m entschieden. Wir werden es aber lokal in Leukerbad noch vertieft abklĂ€ren, was dort möglich ist, und wie der Zustand der Wanderwege ist.


Kandersteg-Gemmipass 2314m-Leukerbad, Donnerstag 22. August
FrĂŒhes Aufstehen um 5 Uhr, 6 Uhr auf den Bus zum Bahnhof und nach Bern. Helmut steht auf Perron 4, und als wir im Abteil sind, erkundigt er sich, welche Art Kaffee âïž ich gerne trinke. Dann verschwindet er und kommt kurz vor der Abfahrt mit zwei Bechern zurĂŒck. Aus dem Trailrucksack packt er noch einen kleinen Kuchen mit einer Kerze đŻ aus und wĂŒnscht mir nachtrĂ€glich alles Gute zum gestrigen Geburtstag. Nach einer Stunde sind wir in Kandersteg. Dort werden die Trinkflaschen aufgefĂŒllt und grosszĂŒgig Sonnencreme verteilt. So joggen wir um 8:50h los, die ersten drei Kilometer bis zur Talstation der SunnbĂŒel-Bahn sind flach, doch dann ist es Zeit fĂŒr die Stöcke, und damit laufen wir zĂŒgig den Berg hinauf. Als sich der Wald mal lichtet, sehen wir Kandersteg unter uns im Nebel. Die Bergstation lassen wir links liegen und joggen in die Hochebene hinunter und lassen es im flachen Teil rollen.
Nach gut 10 Kilometern kommt das Hotel Schwarenbach 2060m in Sicht. Dort setzen wir uns draussen hin, bei Kaffee und Nussgipfel. Der Wirt erkundigt sich, woher wir kommen und will unsere Laufzeit wissen. Zwei Stunden haben wir gebraucht, da meint er, dies sei eine gute Zeit, aber die Spitze vom Skimarathon benötige 1 Stunde 4 Minuten, bis sie hier oben Tee bekommen.
Dann joggen wir weiter bis zum Daubensee 2207m und entscheiden uns gegen die kĂŒrzere Strecke auf dem Fahrweg, sondern joggen lieber auf dem linksufrigen Wanderweg dem See entlang. Nach einer weiteren Stunde sitzen wir im Berghotel Wildstrubel am Tisch und wundern uns, dass niemand vorbeikommt. Aha ist ja Selbstbedienung, also hin zum Buffet und das Mittagessen bestellen. Dieses wird durchs Personal an den Tisch serviert. Nach dem Essen noch zwei Espressi, und dann joggen wir los.
Es geht auf fĂŒnf Kilometern 1â000 Meter hinunter. Zum Teil mit Stufen mit etwas komischer SchrittlĂ€nge, nur eine Stufe ist etwas kurz und zwei miteinander sind zu lang. Aber schon bald ist es nur noch felsiges GelĂ€nde, am Rand mit Stahlseil gesichert und gut zu joggen. Bereits nach 50 Minuten sind wir in Leukerbad, beim Hotel Quellenhof am đ Ziel. Auf der Webseite Gemmi.ch schauen wir nach, wieviel Zeit die BerglĂ€ufer in die entgegengesetzte Richtung benötigen, und sind sehr erstaunt, dass der Sieger fĂŒr die Bergstrecke nur 0:35:56h gebraucht hat.
Schnell alle Kleider und Socken waschen und auf dem Balkon zum Trocknen aufhĂ€ngen. Dann đżduschen und ĂŒber die Strasse zur Walliser Alpentherme, um den Gratiseintritt auszunĂŒtzen, den man durch die Direkbuchung erhĂ€lt. Dort geht Helmut, der seine Badehose mit hat, in den Thermal-Pool und ich in die Sauna, wo wir uns spĂ€ter wieder treffen. ZurĂŒck im Zimmer vermisse ich meine Jogginghose, inklusive dem BĂŒgel, diese finde ich dann an der Rezeption und bringe sie zurĂŒck ins Zimmer. Nun ist die Zeit reif, und wir können an der Bar mit unserem verdienten đșđș Bier anstossen. Bald darauf sitzen wir im Restaurant und verspeisen leckeres EntrecĂŽte mit Bratkartoffeln und GemĂŒse. Nach dem Espresso, zu dem wir selbstgemachte Caramels erhalten haben, wird es Zeit auszuruhen.
Garmin: Kandersteg_Leukerbad
Leukerbad-Ferdenpass 2821m-Goppenstein, Freitag 23. August
Um acht Uhr gehen wir zum grossen FrĂŒhstĂŒcksbuffet. Danach im Zimmer noch ZĂ€hne putzen und den Trail-Rucksack mitnehmen. Wir laufen 9:15h aus Leukerbad in Richtung des Quellenweges. Doch irgendwann nehmen wir den falschen Weg, aber auch dieser bringt uns zum Majinsee 1640m, wo es fĂŒr einen Fotostopp reicht. Ab hier laufen wir mit den Stöcken bergauf, bei der AlphĂŒtte Obere Mejingalp ist es noch zu frĂŒh, so laufen wir zĂŒgig weiter bis zur AlphĂŒtte FlĂŒealp 2041m, der letzten Gelegenheit vor dem Pass, und trinken dort etwas. Der Fahrer vom AlpenTaxi kennt sich hier aus und meint, dass der Weg zwar noch markiert und begehbar sei, aber eigentlich nicht mehr viel begangen werde. Frisch gestĂ€rkt laufen wir los bis zum nĂ€chsten Wegweiser, geradeaus geht es zur Gitzifurka 2911m und zur LötschepasshĂŒtte 2690m.
Doch wir nehmen die weniger bekannte und noch weniger gewanderte Route ĂŒber den Ferdenpass 2821m. Mit SchweizMobil muss man die Route erzwingen, aber OutdoorActive zeigt sie an. Alles ist gut rot-weiss markiert, und wir kommen gut voran. Es ist sehr steil und der âWegâ nicht immer griffig, aber die Stöcke helfen uns. Etwas weiter oben wechselt das Terrain auf steinig und ist besser zu laufen.
Die letzten 400 Höhenmeter steigen wir durch einen anspruchsvollen Block Parcour hinauf, man muss aufpassen, wohin man tritt. Die Person, die hier die rot-weissen Markierungen angebracht hat, war sehr fleissig, und wir haben keine Probleme, den Weg auf den Pass zu finden. Nach drei Stunden sind wir oben angekommen und machen einen kurzen Halt mit Verpflegung und Gipfelfoto. Vom Oberferdengletscher ist nicht mehr viel ĂŒbrig, unten hat es zwei keine Seelein.

Dann steigen wir talwĂ€rts ab, anfangs ist der Boden sehr weich, und die Schuhe hinterlassen AbdrĂŒcke im Untergrund. Dann sind noch ein paar ungefĂ€hrliche Schneefelder zu queren, bis wir wieder auf einen richtigen Weg kommen. Die Murmeltiere pfeifen auf uns, und die Schafe sind auch nicht fotogen. Es ist nun nicht mehr weit bis zum Gasthof Kummenalp 2086m, dort können wir uns an der Sonne trocknen lassen, trinken etwas und essen leckeren Schokoladenkuchen dazu.
Dann geht es durch eine Kuhweide hinunter zum Wanderweg, der uns nach Ferden 1375m bringt. Es folgt der steile Abstieg zur BrĂŒcke ĂŒber die Lonza und den Gegenhang wieder hinauf. Das WegstĂŒck hinunter nach Goppenstein hat es in sich, die vielen Gegensteigungen bremsen unser Tempo. Doch kurz nach drei Uhr sind wir am Ziel angekommen und gehen in die Gartenwirtschaft vom Restaurant Felsheim.
Die zwei bestellten Bier kommen schnell auf den Tisch, und als ich mich nach etwas Kleinem zu essen erkundige, meint der Wirt, falls wir etwas Warmes wollen und auf den 16 Uhr Zug gehen, sei das schnellste eine KĂ€seschnitte mit Schinken. Auf dieses Angebot gehen wir ein, bis die KĂŒche soweit ist, gehe ich mich schon mal umziehen. Kaum bin ich zurĂŒck, schon kommen zwei gut gefĂŒllte Teller auf den Tisch. Wir lassen es uns gut schmecken, auch den kleinen ungeplanten Dessert danach. Dann nehmen wir unsere RucksĂ€cke und laufen mit steifen Beinen zum Bahnhof hinĂŒber. Es ist ja klar, wir mĂŒssen unten durch, das Gleis 1 ist auf den anderen Seite. Wir sind nicht alleine, der Bahnhof ist gut besucht, doch alle finden einen Sitzplatz. In Bern verabschiede ich mich von Helmut und wechsle das Perron, dort hat es wie im SBB-App, durch drei rote Figuren, vorausgesagt, sehr viele Leute. Der untere Teil vom Bistro Wagen ist schon voll, doch oben ist noch ein Platz an einem Zweiertisch frei. So fahre ich dann rĂŒckwĂ€rts sitzend im schwankenden Zug direkt nach ZĂŒrich HB. Dann bin ich schon bald zuhause und kann meine mĂŒden Beine nach der erfrischenden Dusche endlich ausruhen lassen.
Auch wenn es streng war, es waren zwei tolle und erlebnisreiche Tage mit Helmut.
Garmin: Leukerbad_Goppenstein